Mutterschied online

I n t e r n e t p r ä s e n z   d e r   G e m e i n d e   M u t t e r s c h i e d

 
 

Historie



Eine kleine Ortsgeschichte

Antike

Ursprünglich keltisches Siedlungsgebiet. Römerzeit: im Winkel zweier Römerstraßen, im Südwesten die Hauptstraße Trier-Bingen. Im Norden die Straße Simmern-Bacharach, dort, im Flur Herzefeld, Römischer Straßenposten, Münzfund aus der Zeit Kaiser Hadrians (117-138). Römische Landsiedlung (Villa rustica) 700 m südl.der Kirche, an der Borekischt. Streuscherbenfunde der römischen Zeit am Halsbrecher und in der Murschbach.

Ursprünge des Mittelalters: nach dem Rückgang der Bevölkerungszahl auf der Hunsrück-Hochfläche zur Zeit der Völkerwanderung (370-500) setzt Ende des 9. Jahrhunderts eine Neubedsiedelung ein. Auch Mudinscheid entsteht in dieser karolingischen Zeit (Entstehung der -roth, -scheid, -schied-Dörfer auf gerodetem Land). Die älteste überlieferte Schreibweise ist Mudinscheid, Mudin, Madin (mundartl.heute : Maddin) weißt auf den fränkischen Nationalheiligen Martin hin. Die Endung -scheid oder später schied bedeutet: abgegrenzter Waldbezirk. Die Wildgrafen (Emichonen = Nachfahren des Emicho) hatten 950 das Besthaupt auf einen Teil der Bevölkerung in Mudinscheid. (Besthaupt = eine frühe Art der Erbsteuer, der Landesherr bekam beim Tod des Bauern das beste Stück Vieh aus dessen Nachlaß).

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Mittelalter

1074, Mudinscheid gehört sicher ursprünglich zum Gebiet der Propstei Ravengiersburg da es auch zum Blutgericht an der Nunkirch verpflichtet ist. Um 1275 gehörte Mudinscheid den wittelsbachischen Pfalzgrafen bei Rhein, später wird der Ort ein pfälzisches Inngericht. 1311, in Mudinscheid werden 45 Märker eingesetzt, die in jedem Jahr ein Klafter Holz aus „symerer waldt“ erhalten. 1346, Zehntpflicht gegenüber dem Bischof von Trier Balduin von Luxemburg. 1368 wird die Kapelle Mudinscheid dem Aegidienstift in Neustadt inkorporiert (einverleibt). Das eigenständige Innegericht Mutterschied bildet eine Schultheißerei mit den Gemeinden Mörschbach, Schnorbach und Wahlbach.

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16. Jahrhundert

1536 vereinigte Herzog Johann II. die Pfründe von Muderscheidt und Riesweiler und Übertrug sie einem Pfarrer der in Muderscheidt Wohnung beziehen sollte. 1557, Reformation zunächst Lutherisch dann Reformiert. 1599, gab es 23 Feuerstellen Muderscheidt.

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17. Jahrhundert

1608 ist Muderschitt eine Filiale der Pfarrei Schnorbach. 1618-1648, Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg, erste Zerstörung des legendären Oberhausens bei Moederscheit. 1656, 10 Familien, 1 Witwe, 2 Vormünder. 1686, Wiederzulassung der Katholischen Religion. Die katholische Gemeinde Moederscheit gehört zur neuen katholischen Pfarrei St. Joseph in Simmern (1683-1803 von den Carmelitern aus Boppard geleitet). 1688, Zerstörung des Hunsrücks im Pfälzischen Erbfolgekrieg, zweite Zerstörung des legendären Oberhausens bei Moederscheit. 1698, Entstehung des heraldisch bedeutsamen Geichtsiegel von Moderschit mit der Hl. Dorothea.

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18. Jahrhundert

1712, Erbauung des ältesten datierbaren Hauses in Moderschit, Rheingans - Renzler. 1745, Erbauung des Hauses Wald-Henrich-John. 1751 gingen kath. Familien an den Bau einer neuen Kirche. Die Namen der Männer, die das Werk in Angriff nahmen sind folgende: 1. Jakob Kist, 2. Adam Nau, 3. Nikolaus Karl, 4. Matthias Diehl, 5. Matthias Staudt, 6. Paul Diel, 7. Johann NIkolaus Becker, 8. Christoph Sachsemeier, 9. Peter Rödel, 10. Peter Vogt, 11. Christoph Diel, 12. Peter Rötsch, 13. Johann Krämer, 14. Tobias Karl, 15. Jakob Rödel, 16. Johann Becker und der Präceptor (Lehrer) Hartmann. Baubeginn war 1753. 1757, ist die jetzige Kapelle vollendet und wurde am 22.1.1758 durch den Simmerner Carmeliterprior Otto benefiziert. Sie ist den 14 Nothelfern: Vitus, Dionysius, Cyriacus, Georgius, Blasius, Erasmus, Christopherus, Panthaleon, Eustachius, Äegidius, Agatius, Catharina, Barbara, Margaretha und der „Büßerin“ Magdalena geweiht. 1758 sind 108 Mutterschieder Katholiken. Die Reformierten erheben Einspruch gegen den Bau der Kirche.

1766, am 28. Juli, wanderte Christoph Saxemeyer ins ungarische Banat aus. 1787, am 27. Oktober, folgten als Auswanderer nach Ungarn: der Bauer Niklas Rehrich, reformiert, 45 Jahre, mit 4 Personen, Barbara Kranz, geborene Zillig,Peter Röhrig, (Verstarb in Ungarn 1843 mit 77 Jahren), Konrad Gehl mit 5 Personen.

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französische Zeit

1794, der Hunsrück wird nach der Eroberung durch fanzösische Revolutionstruppen französisches Staatsgebiet Ende der Vielstaaterei. Mutterschied wird geplündert. Die Gerichtsbücher werden verbrannt. Mutterschied gehört zur Maire Simmern. 1796, Rinderpest in Mutterschied: fast der gesamte Viehbestand verendet. Mutterschied hat 197 Einwohner in 38 Häusern mit 28 Scheuern. 1805, Nicolas Littger aus Mutterschied wird Adjunkt von Simmern (Vertreter des Maire = Bürgermeisters).1805-07, Aufteilung des Märkereiwaldes, die Gemeinde Mutterschied erhält 102 Hektar. 1806-1807, wurden in der Mutterschieder Gemarkung hunderte Obstbäume gepflanzt. 1809 hat Mutterschied 261 Einwohner. 1813, Anlage eines neuen Friedhofes an der Straße nach Argenthal oberhalb des Dorfes. 1814 endet die französischen Zeit. Der Hunsrück wird bayrisch besetzt bis zum Ende des Wiener Kongresses 1816.

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preußische Zeit

1816 wird der gesamte Hunsrück preussisch bis auf das Birkenfelder Land (zu Oldenburg). Entstehung des Regierungsbezirkes Koblenz und des Landkreises Simmern. Mutterschied bleibt dem Bürgermeister von Simmern unterstellt: lange Zeit ist dies Peter-Josef Rottmann.

1820, Gewerbetreibend in Mutterschied: Christoph Sehn (Weinschenk), Adam Martin (Leineweber), Friedrich Öhl (Leineweber), Peter Martin ( Leineweber), Peter Zillig (Leineweber), Peter Marbach(Schuhmacher), Andreas Diel (Schreiner), Valentin Martin (Schneider), Christoph Beil (Schneider), Christoph Reuther (Grobschmidt), Jacob Baumgarten (Porzellanhändler), Christoph Baumgarten (Kleingärtner), Adam Vogt (Leineweber). 1824 beginnt der Mutterschieder Bürger Nicolas Schneider junior (Schneirer-Nicels) ein Hausbuch, in das er bis 1870 wichtige Dinge einträgt so den Anbau von „Krundbirnen“ im Jahre 1829.

1830, Großer Brand in Mutterschied, Drei Höfe müssen neu errichtet werden: die Anwesen Ludwig, Kunz und Jost entstehen neu im typisch fränkischem Hofbau-Muster bis 1833. Mitte der 30er Jahre kommt es zu außergewöhnlichen Wetterlagen: Nicolas Schneider berichtet am 25.März 1834: „Es ist zu beobachten, und ist ein Denkmal für die Nachkommen, daß man in diesem Jahre, nehmlich im Monat January alle Tage grünes Futter auf den Äckern hohlen konnte und in den Gärten Blumen waren und bis hierher fast gar kein Schnee gesehen wurde.“

1838 Erbauung der Schule als Evangelische und Katholische Volksschule. 1840, 474 Einwohner. 1843-1854, Die Hungersnot in Mutterschied ist so groß, daß ein beträchlicher Teil der Bevölkerung nach Brasilien auswandert. 1843, Veranlaßt durch Auswanderer aus Ellern und Rheinböllen wanderten auch Mutterschieder Bürger nach Brasilien aus: Johan Peter und Wilhelm Carl, Nicolaus Porth mit Frau und zwei Kindern.

1845, folgte die große Auswanderungswelle mit insgesamt 49 Auswanderern nach Brasilien: Johann Guthmann, Ackerer, mit Frau und 5 Kindern, Johann-Peter Carl, Maurer, mit Frau und 2 Kindern, Michael Möbus, Ackerer, mit Frau und 5 Kindern, Jakob Huth, Tagelöhner, mit Frau, Matthias Huth, Tagelöhner, mit Frau und einem Kind, Christoph Huth, Tagelöhner, ledig, Friedrich Jakob Schäfer, Schmied ledig, Joseph Carl, Maurer mit Frau, Georg Schäfer, Peter Renzler, Maurer mit Frau, Nikolaus Zillig, Ackerer, ledig, Nikolaus Flesch, Maurer, mit Frau und 2 Kindern, Hermann Renzler, Maurer, mit Frau und 4 Kindern, Wilhelm Carl, mit Frau und 3 Kindern, Johann-Peter Carl, mit Frau und 5 Kindern, Peter Carl, Maurer, mit Frau und 2 Kindern, Peter Mühleis, Maurer, mit Frau und 2 Kindern, Peter Bamberger, Maurer und Klemptner, mit Frau und 4 Kindern, Jakob Martin, Leineweber, mit Frau und 2 Kindern, Sprengnöter, Ackerer, mit Frau und 3 Kindern.

1848, Deutsche Revolution: Wahlmänner aus Mutterschied: Jacob Prinz (preussische Nationalversammlung) und Peter Wald I (Deutsche Nationalversammlung Paulskirche Frankfurt). Die Gemeinde hilft den Ärmsten mit aller Kraft: z. B. d. Verkauf von wertvollem Eichenholz. 1864 hat Mutterschied 480 Einwohner, 308 ha Gemarkungsumfang, 8 ha Gemeindewald innerhalb der Gemarkung. 1868 wird eine erste Feuerwehrliste Mutterschieds aufgestellt.

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dt. Kaiser Reich

Größere Eigenständigkeit der Gemeinden, Mutterschied hat einen eigenen Bürgermeister (Vorsteher genannt). 1876, Feuerwehrliste Mutterschied mit 48 Männern. 1904, am 12./13. Juni begeht der Kriegerverein Mutterschied sein Stiftungsfest. Am 12. Juli gründen 28 Männer einen Turnverein: TuS 04 Mutterschied. 1905, 367 Einwohner 1914-18, 1. Weltkrieg fordert 19 gefallene Männer und ein Vermißter.

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Weimaer Republik

Besetztes Rheinland, der Hunsrück ist französisch besetzt. 1923, Deportation Hunsrücker Eisenbahner- Familien nach dem großen Eisenbahnstreik durch die französische Besatzungsmacht. Aus Mutterschied wurde u.a. Peter Metzger mit Frau und fünf Kindern vertrieben. Erst nach einem Jahr durften sie zurückkehren. 1925 sind es 392 Einwohner. 1929, 25-Jahrfeier des Turn- und Sportvereins Mutterschied. 1932, neuer Friedhof.

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Nationalsozialismus

Hitlerzeit, zwangsweise Einführung der „Einheitsschule“ für evangelische und katholische Kinder. Mutterschieder Bürger werden Opfer staatlicher Willkür. 1939, 364 Einwohner. 1942, Ende April wurde die Kirchenglocke herabgenommen und für Kriegszwecke mißbraucht. 1939-1945, der 2. Weltkrieg forderte 19 Gefallene und 3 Vermisste. 1944-1945 Kriegsgefangene in Mutterschied: ca. 6 Ukrainer und Polen; wurden 1945 repatriiert; ein Pole, Alex B., blieb zurück. 1945, 16. März, Besetzung des Dorfes durch amerikanische Truppen, die Angehörigen einer hier liegenden Troßeinheit wurden in die Gefangenschaft geführt.

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Bundesrepublik (West)

1949, neuer Glockenstuhl, die neue Glocke wurde von Dechand Hardt geweiht. 1954, 50-Jahrfeier des Turn-und Sportvereins Mutterschied. 1957, 308 Einwohner. Ab 1958 Durchführung der Feldumlegung, in der Folgezeit Erbauung der Aussiedlerhöfe in der Rheinbach und des Heidehofes. 1963, 327 Einwohner. 1964, Brand in Mutterschied: Die Gehöfte Roos und Halfmann (Kist) werden ein Raub der Flammen. 1965, Entstehung des Neubaugebietes auf dem „Hundsacker“. 1966, 383 Einwohner. 1968, Ende der Volksschulen in Mutterschied. Um 1970 Entstehung der Höfe Schleimer (Huhn), Halfmann (Kist), Schönhof, Bornhof (Wald-Kronenberger, später Schwedler). Ab 1970 erste türkische Mitbürger im Ort. 1979, 75-Jahrfeier des Turn- und Sportvereins Mutterschied. 1980, Genehmigung des Ortswappens. 1984, Außenrenovierung der Kirche und des Kirchhofes. 1985, 434 Einwohner. 1986, Einweihung der alten Schule als neues Bürgerhaus. Geschichte der Fillialgemeinde Mutterschied von Pastor Josef Böhm (Manuskript). Beginn der Dorferneuerung, Neugestaltung des Dorfplatzes, Buswartehäuschen, neuer Dorfbrunnen, Friedhofskapelle.

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Bundesrepublik

1991, 23. Juni, Altarweihe in Mutterschied durch Generalvikar Gerhard Jakob (+1999), dem späteren Trierer Weihbischof. 1994, 90-Jahrfeier des Turn- und Sportvereins Mutterschied. 1996-97, Neubau und Neugestaltung der Dorfstraßen, Gehsteige und Laternen. 2000, die Rheinbacher Höfe kommen zu Simmern, Mutterschied kauft Land der Domäne am Boorstück bis zur Bahnlienie nach Simmern hin. 2001, Anlage eines Neubaugebietes oberhalb der Murschbach zur Altweidelbacher Straße hin.

Ausbau des Dorfes auf dem Gelände des Neubaugebietes an der Murschbach. Erstellung eines Buches zur Ortsgeschichte. 2004 Hundertjahrfeier des Turn- und Sportvereines Mutterschied. 2008 - 250 Jahre Weihe der Kapelle zu den Hl. Vierzehn Nothelfern und Maria Magdalena.

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Autoren

Adam Willwert (+1832) Berichtsbuch der Gemeinde - Chronik (Auszüge)
Nicolas Schneider junior (+1870) Hausbuch
Michael August Litger (+1976) Kirchen- Geschichte Mutterschied
Pfarrer Josef Böhm (+1995) Geschichte der kath. Filialgemeinde Mutterschied
Karl Faller Auswanderer
Cornelia Memmesheimer Zeitungsarchiv
Willi Ludwig Auswertung der Berichtsbücher der Gemeinde

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Redaktion

Andreas Armin H. Dorfey, München, 26. Januar 2001

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